Ein
Hochformat/Batteriegriff für die D700 mit Fokusmessfeldsteuerung
mittels Trackballs
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be available later)
©
Dirk Gottschalk 2011
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Ich habe mir einen Batteriegriff für die
D700 gebaut. Man hat ja sonst nix zu tun ;-).
Der Grund, warum ich das
Projekt in Angriff genommen habe, war schlicht und einfach die Idee,
die
Wipptasten für die Autofokusmessfeldsteuerung durch kleine Trackballs
zu ersetzen, weil ich mir das einfach viel komfortabler
vorstellte, als das ewige Herumgeklickse auf den Wippentasten. Nach
und nach kamen noch weitere Ideen und Verbesserungen dazu, wie z.B.
der massive Aluklotz im Inneren, der den Griff wirklich stativtauglich
macht oder der kleine "Funkturm" links am Griff, der ursprünglich
nur den Trackball für das Querformat beherbergen sollte und jetzt
zusätzlich einen 866MHz Funktransceiver enthält, um damit zum
einen die Kamera auslösen zu können und zum anderen (später mal)
meine Blitzgeräte. Außerdem fungiert der "Funkturm"
als Hochformatwinkel für Stative und hat daher noch ein seitliches
1/4" Gewinde. Daß wegen
des Aluklotz nur noch ein EN-EL3-Akku in den Griff passt und kein
EN-EL4 oder ein AA-Batteriepack, stört mich persönlich nicht.
Zur Not kann ich über einen Powerstecker externe Batteriepacks oder
Netzteile anschließen. Für meine Portrait und Aktfotografie werde
ich aber sowieso kaum mehr Leistung brauchen. Ich komme mit einen
EN-EL3 oft für fast zwei Shootings aus. Da besteht also meinerseits
kein zusätzlicher Strombedarf. Ich habe für den Zusatzakku im Griff
daher ein simples Klappfach für einen EN-EL3 konstruiert, das entsprechend
wenig Platz benötigt. Etwas umständlicher ist durch
den Alublock allerdings die Befestigung des Griffs an der Kamera
geraten, da das von den käuflichen Griffen bekannte Fixierrad nicht
verwendet werden konnte. Statt dessen muß ich den Griff mit einer
Zollschraube festziehen. Der dafür benötigte Inbusschlüssel wird
aber am Griff selbst eingesteckt und ist dadurch jederzeit verfügbar.
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Die
Herstellung des Gehäuses war eine Sache. Die Elektronik eine kleine
Herausforderung. Ich habe da natürlich ein bischen bei Nikon
und Phottix "gespickt". Ein alter Phottix-Griff der ersten
Generation mußte sein "Leben"
lassen und auch einen Nikon MB-D10 habe ich auseinander gepflückt
und die Schaltungen daraus "reverse engineert". Bis heute
habe ich nicht alle Schaltungsdetails völlig verstanden, aber das
meiste inzwischen wohl schon (bilde ich mir zumindest ein).
Immerhin ist mir jetzt auch klar, warum der Nikongriff
so teuer ist. Nicht nur die verwendeten Materialien sind deutlich
hochwertiger und die Teile entsprechend präziser gefertigt. Auch
Schaltungstechnisch hat der Nikongriff dem Phottix etwas voraus.
So hat Phottix sich in seinem Griff einen exorbitant teuren Pufferkondensator
der Firma AVX (BestCap) gespart. Dieses Bauteile kostet immerhin
fast genauso viel, wie die ganze restliche Elektronik im Nikongriff,
sorgt aber auch im Dauerbetrieb dafür, daß der Nikongriff die Akkus
unterbrechungsfrei umschalten kann, ohne daß die Kamera deswegen
abstürzt und die Speicherkarte mit ins Nirvana reißt. Normalerweise schalten die beiden Griffe
die Akkus nur während des Standby der Kamera um, weil die Kamera
dann kaum noch Strom zieht. Wenn bei längerem "Dauerfeuer"
dem einen Akku schließlich doch die Puste ausgeht
und eine Umschaltung unumgänglich wird, besteht bei dem Phottix-Griff
immerhin die Gefahr, daß bei der Umschaltung die Spannung zusammenbricht,
während im Nikongriff der Pufferkondensator mit seinen 6000 Micro-Farad
weiter Strom liefert, bis der zweite Akku am Strombus aufgeschaltet
ist. Ich habe den Phottix-Griff aber nie soweit ausgetestet, daß
ich damit einen Kameraabsturz provozieren konnte. Die meisten Nutzer
werden den fehlenden Pufferkondensator im Phottix in der Praxis
kaum je zu spüren bekommen, wenn sie der Kamera hin und wieder die
Möglichkeit geben, in den Standbymode zu gehen und dann ggf. die
Akkus umzuschalten. Die Akkuumschaltung ist nicht ganz
trivial. Es muß auf jeden Fall verhindert werden, daß der volle
Akku auch nur kurzzeitig mit dem leeren Akku kurzgeschlossen
wird, da dann ungesund hohe Ströme fließen können. Das mögen LiIO-Akkus
überhaupt nicht. Im schlimmsten Fall bekommt dann einer der Akkus
irgendwann mal dicken Backen ;-). ( Brennende LiIO-Akkus
löscht man am besten mit viel Kochsalz. Auf keinen Fall Wasser drauf
kippen! Sonst geht der Punk erst richtig
ab ;-). Dieser Umstand macht es notwendig,
daß bei der Akkuumschaltung für eine kurze Zeit beide Akkus vom
Strombus getrennt werden müssen. Im Nikongriff übernimmt während
dieses "Blackouts" für wenige Mikrosekunden der Pufferkondensator
die Spannungsversorgung ohne den die Kamera möglicherweise abstürzen
würde. Das wäre während des Speicherns eines Fotos natürlich
fatal. Dieser Kondensator ist extrem kompakt (ca. 20mm x 15mm x
5mm) und hat im Gegensatz zu den bekannteren Goldcaps einen sehr
niedrigen Innenwiderstand, so daß dieser Kondensatortyp auch (über
kurze Zeit) relativ hohe Ströme liefern kann. Außerdem hat der Pufferkondensator
einen ca. hundert mal niedrigeren Leckstrom, als etwa eine vergleichbare
Größe an Tantalelkos. Dadurch belastet dieser Pufferkondensator
die Akkus nur marginal. Daß Nikon beim MB-D10 so
einen hohen Schaltungsaufwand getrieben hat, hängt sicher auch damit
zusammen, daß die Akkumanagment-Mimik permanent aktiv ist und entsprechend
sicher und zuverlässig funktionieren soll. Der ON/Lock-Schalter
am Griff schaltet ausschließlich den Auslösetaster und den AF-ON-Taster ab.
Die Akkuelektronik ist immer unter Spannung, solange ein Akku im
Griff liegt oder der Griff an die Kamera angeschlossen ist. Lediglich
die Kamerasteuerung mit der Wipptaste wird von der Kamera selbst
mit Spannung versorgt und ist im Standbymode inaktiv. Entsprechend
konsequent ist die ganze Schaltung auf niedrigsten Stromverbrauch
optimiert. Bei längerem Nichtgebrauch sollte man den Griff aber
doch besser von der Kamera nehmen und auch den Akku heraus nehmen,
um Tiefentladung zu vermeiden. Soweit zu meinen
"Vorbildern" ;-).
Mein
"Monster"
Mein
Griff ist insbesondere durch den Querformattrackball bzw. den
"Funkturm" etwas klobiger als das Original geworden und,
obwohl der Griff fast vollständig aus CFK besteht, auch recht schwer.
Es war das erste Mal, daß ich mit CFK gearbeitet habe und entsprechend
teuer Lehrgeld habe ich mit den Werkzeugen bezahlt. So ein widerborstiges
Material habe ich noch nie bearbeitet. Im Nu waren sämtliche Sägen
und Feilen stumpf. Die Diamanttrennscheiben waren ruck-zuck zugeschmiert,
da ich nur trocken arbeiten konnte. Fräser stumpf, Bohrer stumpf,
ach, und von den teuren TiNAl-Kegelsenkern will ich gar nicht reden,
die am CFK ihr Leben gelassen haben. Mit FR4 (Glasfasermaterial)
wäre sicher alles etwas einfacher gewesen, aber dann wäre der
Griff noch schwerer geworden. Na ja, man lernt nie aus. Der Griff
ist jedenfalls fast fertig und ich finde er sieht jetzt, wo er schon
fast vollständig lackiert
ist, ganz passabel aus. Die eigentliche
Kameraaufnahmeplatte stammt übrigens von einem "getöteten"
Meike-Griff. Die ursprüngliche Phottixplatte war aus einem so billigen
Plastig gemacht, daß sich das Plastik beim erwärmen des Komponentenklebers
verformt hatte und die Kontaktstifte klemmten. Inzwischen hat Phottix
seinen ersten Griff auch völlig überarbeitet und bietet eine hochwertigere
Version an. Die Akkumanagementschaltung
habe im Wesentlichen der Nikonschaltung "nachempfunden".
Dazu gekommen sind nun aber noch zwei Controllerplatinen. Eine
die die Signale der Trackballs auf das benötigte I2C-Signal der
Kamera umsetzt und eine weitere im Funkturm, die das Funkmodul für
den Funkauslöser beherbergt.
Leider hat sich, nachdem der Trackballcontroller funktionierte,
herausgestellt, daß die D700 ausgesprochen langsam auf die I2C-Bus
Signale
reagiert und die Autofokusmessfelder recht gemächlich
durch den Sucher hoppeln. Mir ist nicht ganz klar, warum Nikon da
so ein auffälliges Speedlimit gesetzt hat. Für die Tastenentprellung
wären so lange Verzögerungszeiten jedenfalls nicht nötig. Immerhin
funktinonieren die Trackballs jetzt und es macht Spass damit die
Kamera zu steuern, auch wenn's ruhig noch was schneller gehen könnte.
Nebenbei bemerkt kann ich die gesamten Grifffunktionen
auch vom PC aus über eine serielle Schnittstelle des Contollers
steuern. Brauchen werde ich das wohl eher selten. Die RS232 war
ursprünglich nur als Debugschnittstelle vorgesehen. Nu isse halt
da. Ebenfalls ganz praktisch finde ich
die Akkuladeschaltung, die auch aus dem Autobordnetz gespeist werden
kann.
So kann ich meine EN-EL3 Akkus jetzt immer im Griff laden und kann
mir ggf. die Schlepperei des voluminösen Nikon-Ladegerätes sparen.
Hier
noch einige Fotos:
Die
Anfänge
Der
fertige Griff
Allen
Superneugierigen sei an dieser Stelle auch gleich verraten, daß
ich weder von dem Phottix- noch vom Nikon-Griff die Schaltpläne
weitergeben werde! Da will ich mir nicht die Finger verbrennen ;-).
Sorry.
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